»Im Entdeckerland«
Mastix hat Chios einst reich gemacht. Das wertvolle Harz wurde in der Antike mit Gold aufgewogen, es hat eine eigene Kultur entstehen lassen, einen eigenen Baustil, eine eigene Lebensweise. Um Fremde hat man nie wirklich geworben. Für Chios-Reisende ist das heute ein großes Glück.
Mal abgesehen …
von einigen Kilometern Strand südlich von Chios-Stadt, an denen es im Sommer ziemlich trubelig werden kann, ist Chios eine Entdeckerinsel. Im Süden werden die knochigen Mastix-Bäume angebaut, die weltweit nur hier in dieser Gegend das Harz abzusondern bereit sind, das vom Kaugummi über Schnaps bis zu Kosmetik Verwendung findet. Heute werden die Landwirte damit zwar nicht mehr reich, aber ein sicheres Einkommen ist immer noch drin. Man lebt in der „Mastichoria“ genannten Region noch immer in den mittelalterlichen Dörfern, die eher wie kleine Städte wirken und festungsartig angelegt wurden gegen Seeräuber-Überfälle. Die Häuser am Ortsrand bilden nach außen die Festungsmauer, die Gassen wurden wie ein Labyrinth angelegt, um Eindringlinge zu verwirren und besser bekämpfen zu können. Die Häuser wurden mit Kratztechnik schwarz-weiß gestaltet, die Bewohner von Pirghi, Olimbi und Mesta hängen gern Ketten mit kleinen knallroten Tomaten zum Trocknen vor die Fassaden. Sie haben aus ihren Ortschaften wahre Kunstwerke gestaltet, die zum Bummeln wie geschaffen sind.
Der Nordteil …
dagegen ist weniger wohlhabend, sehr bergig, dünn besiedelt. Fruchtbare Täler wechseln sich mit karger, rauer Landschaft ab, vor allem direkt an der Nordküste. Aber auch das ist klassisches Entdeckerland mit kleinen alten Dörfern oft auf halber Höhe über dem Meer, mit versteckten Klöstern, Höhlen und längst verlassenen Ortschaften. Rundfahrten durch die Berglandschaften sind kurvenreich, anstrengend und unvergesslich.
BLEIBT CHIOS-STADT, …
eine für Inselverhältnisse lebendige Stadt wenige Kilometer von der türkischen Küste entfernt, die viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat und alles, was der Rundreisende womöglich eine zeitlang vermisste. Hier sieht man sie, die Flüchtlinge, die übers Meer kamen und in der Nähe in einem großen Lager hausen müssen. Für sie ist ist Chios keine Trauminsel, für sie ist es Deutschland…
– Insider-Tipps –
Reisezeit
Nennenswerte Touristenzahlen gibt es hier nur im Juli und August. Frühjahr und Herbst sind für die Entdeckerinsel wie geschaffen. Spätestens im Oktober wird es selbst in den wenigen Touristenorten sehr ruhig.
Anreise
Am einfachsten geht es per Flugzeug über Athen oder Thessaloniki, denn Chios hat einen Flughafen. Möglich ist auch ein Flug nach Izmir, dann weiter mit Bus oder Taxi zum Fährhafen, dann übersetzen. Mit der Fähre kommt man natürlich auch her, aber das kann dauern. Nur für Leute mit sehr viel Zeit empfehlenswert.
Inselhüpfen
Macht wenig Sinn, die Insel ist zu groß für einen Kurzbesuch. Allenfalls zusammen mit Lesbos, aber auch diese Insel hat zu viel zu bieten.
Unterkünfte
An der Küste südlich von Chios-Stadt gibt es Unterkünfte aller Art, auch Hotels und Ferienhäuser. Da, wo der Landadel seine Villen hat, und in den Mastix-Dörfern gibt es zum Teil sehr attraktive und stilvolle Unterkünfte, nicht ganz billig. Sonst herrscht kein Mangel an preiswerten Studios und Apartments.
Strände
An der Südostküste zwischen Chios-Stadt und Emborios gibt es gute bis mäßige Strände, hier ist im Sommer und an den Wochenenden, wenn die Einheimischen kommen, schon was los. An der Südwestküste unterhalb der Mastix-Plantagen und an der Südwestküste gibt es immer wieder abgelegene, oft sehr schöne Buchten. Ein zweites Strandparadies ist bei Volisos. Hier gibt`s einen kilometerlangen Sandstrand, der schon in der zweiten Septemberhälfte fast menschenleer ist
Wandern
Zum Wandern wie geschaffen, dennoch sind meist nur kurze Touren ausgewiesen, vor allem im Norden. Hier ist die Besorgnis groß, dass sich Touristen in den einsamen Gebieten und schlecht markierten Wegen verlaufen. Deshalb wird empfohlen, für größere Strecken einen Wanderführer zu engagieren.