Genießer, die es aushalten, wenn ein paar Tage keine Fähre geht
Badefans, die täglich die gleiche Strand-Taverne mögen
Santorini-Reisende, die genug vom Trubel haben
Strand-Wildcamper, so lange das noch toleriert wird
Nix für:
Pauschalurlauber, weil es keine Hotels gibt
Abenteurer, die jeden Tag was Neues erleben wollen
Luxusverwöhnte, denn es gibt keine Fünf-Sterne-Lokalitäten
Partypeople, die nicht mit Rotwein am Strand zufrieden sind
– Impressionen –
– Das Inselporträt –
»Von oben herab«
Die Chora ist der einzige Ort auf Anafi, er liegt mit seinen weiß gekalkten Häusern wie ein Adlerhorst auf einem Felsen. Von der Terrasse der Taverne „To Steki“ lässt sich alles Wichtige auf der kleinen Kykladeninsel überschauen und tief unten im Hafen eine Fähre beobachten - wenn denn mal eine auftaucht.
Plötzlich …
kommt Bewegung in die gerade noch so beschauliche Ruhe auf der Gästeterrasse am späten Nachmittag. Am Horizont ist eine Fähre zu erkennen, die, von Kreta kommend, Anafi ansteuert. Es ist die erste nach fast einer Woche, tagelang hatte der erste richtige Herbststurm getobt, an Schiffsverkehr war nicht zu denken. Viele Gäste zahlen rasch, schnappen sich ihr Gepäck, rollen es durch die rumpeligen Gassen der Chora hin zur Bushaltestelle. Dort wartet der einzige Bus der Insel, der sie die Serpentinen steil hinab zum winzigen Hafen direkt unterhalb der Chora fährt. Auf der Terrasse der Stammkneipe „To Steki“ ist unterdessen wieder Ruhe eingekehrt. Die Gäste beobachten interessiert von oben das Treiben an der Fähre, nur zwei Autos rollen heraus, viele Urlauber wollen verspätet weg. Die Tavernengäste wissen ganz genau, demnächst wird nicht mehr so etwas Aufregendes passieren im 270-Seelen-Ort.
Inzwischen…
kämpft sich der Inselbus, ein abgelegtes Exemplar aus dem Ruhrpott, die Serpentinen wieder hoch, vorbei an der einzigen Tankstelle der Insel, die für zwei Stunden täglich geöffnet hat. Oben angekommen, biegt er auf die andere Inselstraße ein (es gibt nur zwei) und rollt einige Kilometer die hügelige Südküste entlang, vorbei an schönen Sandstränden und kleinen Badebuchten. Die Fahrt endet an einem alten Kloster, das unterhalb einer gewaltigen Marmorklippe liegt. Wer gut zu Fuß ist, besteigt den Gipfel am sehr frühen Morgen, um zum Sonnenaufgang oben an der Kapelle die gesamte kahle Felseninsel unter sich in zartrot schimmerndem Morgenlicht zu erleben.
Der Busfahrer …
holt jetzt auf seiner letzten Fahrt späte Strandfans zurück in die Chora, die sein einziger Kollege mittags nach dem Frühstück hergebracht hatte. Die Wirte der fünf, sechs Tavernen in der Chora warten jetzt schon auf sie. Die Welt der Anafi-Urlauber spielt sich genau entlang der kleinen Buslinie ab. Viel mehr gibt`s nicht, mehr wollen die meisten auch nicht. Der Rest der Insel ist unwegsam, karg und nur mit einem der wenigen Jeeps auf der Insel zu entdecken. Vom „To Steki“ ist es nur ein kurzer Spaziergang durch die engen Gassen mit ihren weiß getünchten Häusern und blauen Türen und Fenstern, immer wieder bieten sich tolle Ausblicke von oben aufs Meer und die Südküste. Ganz oben im Ort gibt`s dann einen kleinen Platz mit Kirche, einem Denkmal für griechische Helden, davor weht die blau-weiße Flagge. Und am Rand dieses kleinen windigen und meist menschenleeren Platzes steht eine Bank mit Ausblick nach Westen. Am Horizont ist Santorini zu erkennen. Am deutlichsten dann, wenn direkt dahinter die Sonne blutrot im Meer versinkt.
– Insider-Tipps –
Reisezeit
Noch kürzlich lief die Saison nur von Juni bis September, davor und danach war nichts los und die meisten Tavernen dicht, selbst viele Einheimische leben nur noch im Sommer hier. Inzwischen kommen schon im Mai Gäste, manche bleiben auch noch im Oktober. Dann sind die Rucksacktouristen weg und es wird noch ruhiger auf der Insel.
Anreise
An einem Tag kaum zu schaffen. Am schnellsten geht es mit Flügen direkt nach Santorini oder über Athen, von dort gehen fast stündlich Maschinen. Weiter geht es mit der Fähre meist am sehr frühen Morgen, allerdings längst nicht jeden Tag. Möglich ist auch, die Fähre von Piräus nach Heraklion zu nehmen, sie hält in Anafi - aber die Fahrt ist lang.
Inselhüpfen
Anafi lässt sich gut mit Santorini verbinden, auch Milos lässt sich auf der Linie anhängen, auch nach Paros, Naxos und Kreta kommt man ganz gut - nur eben nicht jeden Tag.
Unterkünfte
Fast alle Besucher suchen sich ein Privatzimmer in der Chora, meist mit tollen Blicken auf Insel und Meer. Achtung, die Westseite des Ortes ist meist windig. Es gibt zwei, drei kleine Studio-Anlagen sowie einige Zimmer im Hafen und an einem Strand in Hafennähe. Außerhalb der Hochsaison wurden bisher Wildcamper toleriert.
Strände
An der Südküste gibt es einige schöne Strände, auch ein paar kleine Badebuchten finden sich.
Wandern
Es gibt interessante Touren direkt von der Chora hinunter Richtung Hafen, zu den Stränden sowie in die Berge. Spektakulär ist der Aufstieg auf den Marmorfelsen.
Sehenswertes
Die Chora selbst mit ihren kleinen Kirchen. Das Kloster Zoodochou Pigi wurde auf die Fundamente eines antiken Apollo-Tempels gebaut, es kann besichtigt werden. In den Bergen finden sich Reste der dorischen Inselhauptstadt, antike Säulenteile liegen verstreut in der Gegend.
Reise-Literatur
Deutschsprachige Anafi-Reiseführer gibt es nicht. Im Kykladen-Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag sind 13 Seiten Anafi gewidmet. Ein englischsprachiger Reiseführer von Bellum Publishing lässt sich im Internet bestellen.